Ingwer aus dem Seewinkel
Die asiatische Knolle hat es in den letzten Jahren als scharf-frisches Gewürz in viele Küchen geschafft. Innovative Landwirte haben im vergangenen Jahr ein Experiment gewagt und die Pflanze im milden Klima des Burgenlandes angebaut. So erfolgreich, dass sie nun mit größeren Plänen in die nächste Saison starten.
Ein experimentierfreudiger Geist muss man schon sein, um ausgerechnet Ingwer, eine bambusähnliche Pflanze, die in Asien heimisch ist, im pannonischen Raum anzubauen. „Es war ein richtiges Experiment“, erinnert sich die Landwirtin Claudia Kern aus St. Andrä an die vergangene Saison. „Und wir wussten nicht, ob die Wachstumsphase in Österreich ausreichen wird, um die Knolle ausreichend gedeihen zu lassen.“
Ingwer liebt das pannonische Klima
Im April kamen die Rhizome, kleine Wurzelstücke, in die Erde – ein Teil im Freiland, ein Teil in wärmere Folientunnel. Lange regte sich nichts, dann kam Unkraut, und dann zeigte sich die buschige, bambusähnliche Ingwerpflanze. Die ist zwar in Blumengeschäften als exotischer Pflanzenschmuck beliebt, doch es sind die Knollen, die kulinarische Herzen höherschlagen lässt. Der warme burgenländische Sommer unterstützte das Wachstum. Und spät, erst im Herbst, begannen dann auch die unterirdischen Knollen sich zu vermehren und an Größe zuzunehmen. Das Experiment war gelungen.
Genuss aus dem Burgenland
Und so brachte die Seewinkler Sonnengemüse, die diese Innovation angeregt hatte, im Oktober den frischen, pannonischen Ingwer in ausgewählten Supermärkte auf den Markt. Er fand schnell Anklang bei Freunden asiatischer Schärfe. Denn gegenüber den importierten Ingwerknollen aus China, die nach ihrer langen Reise bereits an Geschmack verloren haben, punktet der pannonische Ingwer mit einer jungen, frischen Schärfe und einem deutlich intensiveren Geruch und Aroma.
In diesem April also sollen die Rhizome wieder in die Erde, und die Anbaufläche soll deutlich ausgeweitet werden. Denn Ingwer und das pannonische Klima mit seinem 300 Sonnentagen und dem milden Mikroklima am Neusiedler See scheinen sich gut angefreundet zu haben und sorgen für spicy Genuss aus dem Burgenland.
Pannonisch-exotischer Ingwer
Der junge Ingwer aus dem Burgenland eignet sich besonders zum Verfeinern von Fleisch-, Fisch- und Gemüsegerichten. Die frische Schärfe, die ganz anders als Pfeffer oder Chili schmeckt, verleiht allen Rezepten einen exotischen Touch.
Haubenkoch Christian Domschitz, der im Restaurant Vestibül im Burgtheater kocht, und für Seewinkler Sonnengemüse Rezepte entwickelt, hat mit dem pannonischen Ingwer eine spannende, vegane Komposition entwickelt.
Steak von Ananas-Paradeiser in Ingwer-Paradeisersauce mit Romanesco & Karfiol Croutons
Zutaten für 4 Personen
- 2 Ananas-Fleischparadeiser
- 250 g Romanesco
- 250 g weißer Karfiol
- 2 Zweige Rosmarin
- Salz Mehl, Eier, Brösel zum Panieren
- Pflanzenöl zum Frittieren
Ingwer-Paradeisersauce
- 500 g Rispenparadeiser
- 45 g weißer Jungzwiebel
- 35 g Ingwer
- ½ Knoblauchzehe
- 15 g Olivenöl
- Salz, Pfeffer
- 1 violetter Karfiol zum Anrichten
Zubereitung
Ingwer-Paradeisersauce: Jungzwiebel würfeln, Ingwer schälen und würfeln, Knoblauchzehe fein schneiden und alles in Olivenöl anschwitzen. Rispenparadeiser vierteln, hinzufügen und weichkochen. Anschließend alles im Standmixer pürieren und durch ein feines Sieb in eine kleine Pfanne streichen, aufkochen und mit Salz und Pfeffer würzen.
Croutons: Romanesco und Karfiol in Röschen schneiden, in Salzwasser blanchieren, herausnehmen und auf einem Tuch abtropfen und abkühlen lassen. Die Röschen in Mehl, Eier und Brösel panieren und in Pflanzenöl goldgelb frittieren. Abtropfen lassen, salzen und grob hacken.
Steak: Ananas-Fleischparadeiser in ½ cm dicke Scheiben schneiden, ein wenig salzen und mit den Rosmarinzweigen und Olivenöl in einer Pfanne kurz anbraten.
Anrichten
Die Ingwer-Paradeisersauce mittig auf den Teller streichen. Die Scheiben der Ananas-Fleischparadeiser daraufsetzen und mit den Romanesco- und Karfiolcroutons bestreuen.
Heilpflanze des Jahres 2018
Nicht nur in der Küche, auch in der Hausapotheke macht sich der Ingwer gut. Erst 2018 wurde er dank seiner Bioaktivstoffe zur Heilpflanze des Jahres gekürt.
Besonders das Oleoresin, ein zähflüssiger Balsam, der aus ätherischen Ölen und Scharfstoffen besteht, hat hohe Heilkraft.
Ingwer hilft bei Reisekrankheit und Übelkeit, fördern den Stoffwechsel und die Durchblutung und hält das Blut dünnflüssig. Dank seiner antioxidativen Wirkung kann Ingwer auch das Immunsystem stärken, Erkältungen vorbeugen und bei Husten und Halsschmerzen helfen. Außerdem regt die Schärfe des Ingwers den Stoffwechsel an und unterstützt das Abnehmen. Die Knolle liefert reichlich Vitamine und Mineralstoffe, vor allem Vitamin C, Magnesium, Eisen, Kalzium, Kalium, Natrium und Phosphor.
Erfrischendes Ingwerwasser
Die einfachste Form, Ingwer regelmäßig zu sich zu nehmen, ist in Form von Ingwerwasser. Einfach ein paar dünne Scheiben der Knolle in einen Krug Wasser legen und ein paar Minuten ziehen lassen. Das schmeckt frisch und aromatisch und versorgt den Körper mit der wohltuenden Wirkung der heilsamen Ingwerwurzel.
Tipp für Hobbygärtner
Wer den Rest einer Ingwerknolle im Kühlschrank hat, wird oft beobachten, dass sie Triebe bildet. Diese Wurzelteile lassen sich einfach in einem Blumentopf an einem möglichst warmen Platz anpflanzen. So kann man – mit etwas Geduld – seinen eigenen Ingwer züchten.
Fotocredits: zweischrittweiter