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Im rebellischen Uhudler Land

Uhudlerland Kellergasse

Die Geschichte des Uhudlers ist eine rebellische, eine Geschichte aus einer Grenzregion, die von Armut und Auswanderung erzählt, aber auch von Lebensfreude und Eigensinn. Entschleunigung ist im Südburgenland der natürliche Rhythmus.

Auch wenn der Uhudler heute die Ikone des Südburgenlandes ist, ist er eigentlich ein amerikanischer Einwanderer. Nicht zuletzt auch durch die vielen Auswanderer aus dieser armen Region, die gelegentlich doch auch wieder heimkehrten. Eine Ausstellung im Landesmuseum Burgenland beleuchtet gerade diese äußert spannende Migrationsbewegung.

Fix ist, dass die Uhudlertrauben resistent gegen die Reblaus sind, jenem Ungeziefer das um 1860 den europäischen Weinbau fast ins Grab brachte. Die unveredelte Direktträgertraube aber gedieh im Südburgenland prächtig und vor allem schädlingsfrei. Die Geschichte der Verbote und der Rebellion ranken sich in den Bezirken Güssing und Jennersdorf, zwischen Heiligenbrunn, Eltendorf und Neuhaus am Klausenbach, seit langem um den Uhudler.

Kellergasse Heiligenbrunn

Rebellion im Blut und im Wein

Es wird erzählt, dass im ersten Verbotsgesetz aus den 1930er Jahren – geschrieben von Dr. Fitz Zweigelt – die Südburgenländer als arbeitsscheu und kinderreich beschrieben wurden. Dass der Uhudler sie überdies aufsässig, zornig und ungehorsam mache und die Frauen hysterisch, diente als Begründung für das Verbot.

Dass in Wien ein Gesetz erlassen wurden, nun ja, sprach sich im abgelegenen Südburgenland erst gar nicht groß herum. Und wenn, wäre auch kein Geld dagewesen, um neue Stöcke zu pflanzen. Also wurde der Uhudler weiter gekeltert. Wegen der Kleinteiligkeit der Strukturen oft nur als Haustrunk für den eigenen Bedarf. Wie hoch der aber ist, darüber führte ein legendärer Winzer – Rübezahl genannt – erbitterte Kämpfe mit den Obrigkeiten. Wie sollen die erlaubten 300 Liter pro Jahr ausreichen, wenn man schon 3 Liter am Tag selbst trinke, argumentierte er. Gut, vielleicht kann man nun die Herleitung des Wortes Uhudler vom Uhu verstehen, dessen Blick man trug, wenn man am nächsten Tag aufwachte. Auch Heckenklescher oder Rabiatperle sind Koseworte, die man nicht erläutern muss.

Als aktuelle Schutzpatronin des Uhudlerlandes gilt Verena Dunst, die erst vor wenigen Jahren als Landesrätin dafür sorgen musste, dass der Uhudler von der EU nicht als Obstwein geschmäht wurde. Der historische Held der südburgenländischen Kellergassen ist aber jener Rübezahl, der den Kampf gegen die Obrigkeiten beharrlich führte. Als uhudlerbäuchiger Hipster (das verdankt er wohl dem Bart), bloßfüßiger Kellergassler und südburgenländischer Rebell wird er heute beschrieben.

Rübezahl-Uhudler: Hommage an einen Widerständigen

So überlebten die Amerikanerreben mit den klingenden Namen wie Ripatella, Concordia, Isabella oder Elvira.

Im Verein Uhudlerland haben sich nun einige Winzer zusammengetan um unter dem Motto „das beste Fass aus jedem Keller“ einen gemeinsamen Uhudler unter dem Namen Rübezahl zu produzieren. Das soll gleichbleibende, hohe Qualität garantieren. Und daraus wurde eine ganze Produktpalette. Uhudler, Uhudlerfrizzante, Uhudler-Wermut, ein Uhudler-Cocktail und Uhudler-Gin. Feine Sache, die den einzigartigen, waldbeerigen Geschmack der Uhudlertraube in verschiedenen Spirituosen einfängt.

Uhudler, Kultur, Schlafen, Essen, Feiern – einen Ausflug wert

Erleben kann man das Uhudlerland bei den Wirt:innen und beim Buschenschank, bei Uhudler- und Sturmfesten in den Kellergassen von Eltendorf und Heiligenbrunn, beim Uhudler Landestheater oder dem lässigen Picture On Festival in Bildein. Beim Radeln oder Kanufahren auf der Raab. Bei einer Übernachtung in einem der renovierten Kellerstöckeln oder dem Besuch des Weinmuseums in der Kellergasse in Moschendorf. Ein Kulturschatz mit grandioser Aussicht ist auch die Burg Güssing.

Hoch-Zeitsschenke Mirth

Über den Verein Uhudlerland kann man ein Package buchen, das einen die Facetten des Südburgenlandes entdecken lässt. Dennoch – jede Ecke ist eigentlich ein Geheimtipp, weit weg vom Massentourismus, eine hügelige Landschaft zwischen Weinbergen und Wäldern, ideal um das pannonische Lebensgefühl zu erkunden und in einer fast vergessenen Ecke des Burgenlandes zu schlendern. Ein bisschen langsamer, entschleunigt, ohne vorher groß beschleunigt zu haben, und sehr gastfreundlich.

„Uhudeln statt hudeln“

Nicht nur dem Uhudler, dem Essen, Trinken und Feiern will sich der Verein Uhudlerland widmen sondern auch der Wertschöpfung im Südburgenland. Den der Arbeitsmarkt dort ist immer noch von Pendlern geprägt, die um 4.30 Uhr morgens in den Bus steigen, um zur Arbeit nach Wien zu fahren.

Wild, Gänse, Sterz und Grammelpogatscherl

Was in einem Land, das so viele kulturelle Einflüsse integriert, auf dem Tisch kommt, erzählt ebenso die Geschichte. Die Ungarische Vergangenheit, der Einfluss Sloweniens und der Steiermark, die Heanzen und Kroaten… alle prägten die Rezepte.

Und so etwa gibt es im Gasthaus Krutzler, gleich neben der pittoresken Kellergasse in Heilgenbrunn.  Es werden dort Heanzenwochen veranstaltet, in denen Sterz, Bohnensuppe und Apfelfleck gehuldigt werden.  

Matthias Mirth, der mit seiner Uhudlerei in Eltendorf zuhause ist, erzählt von dem üppigen Wildbeständen in den Wäldern, die als Rehragout, Hirschbraten oder Wildschweingulasch auf den Tisch kommen oder zu Würsten, Wildrohschinken, Speck und Aufstrichen verarbeitet werden.

Neben dem Uhudler wird hier auch tiefschwarzes Kürbiskernöl produziert. Knoflwürste sind eine beliebte Sache, wie auch naturbelassenen Säfte von den Streuobstwiesen und natürlich die ganze deftige Palette an Grammeln, Würsten, Bauchspeck, Aufstrichen, Blunzn und Bratlfetten, die in den Kellergassen serviert werden.

Auch die südburgenländischen Weidegänse haben in den letzten Jahren einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Zu Martini ist die Nachfrage nach den Tieren, die hier auf den Weiden und Streuobstwiesen gehalten werden, kaum zu stillen. Und im Zickentaler Moor findet man den Moorochsen, der eine urtümliche Landschaft beweidet.

Zum Verkosten des Uhudlers ist wohl das Grammelpogatscherl der urigste Begleiter. Vielleicht auch noch das Salzstangerl.

Natürlich kann man auch den Uhudler nicht nur zu Wein keltern, sondern auch in Marmeladen, Pralinen, Schokoladen, in naturbelassenen Säften oder hochprozentigen Spirituosen genießen. Und bei einem Glas Uhudler-Frizzante die Seele baumeln lassen. Oder man kocht das Uhudler-Rezept von Matthias Mirth nach, das er uns mitgegeben hat!

Rezept Uhudler Rostbraten

von der Beiried mit hausgemachten Kürbiskernnudeln (Zutaten für 4 Personen)

Rostbraten

  • 1 kg Beiried vom heimischen Rind
  • 1 feingeschnittene Zwiebel
  • 3 würfelig geschnittene Essiggurkerln, Kapern nach Geschmack
  • 1/16 l Uhudler
  • 1/8 l Suppe
  • 1/16 l Sahne
  • Kräuter: Petersilie, Schnittlauch, Kerbel, Estragon, Thymian

Kürbiskernnudeln

  • 300g Weizenmehl glatt
  • 3 Eier
  • 30ml Olivenöl mit Kürbiskernöl mischen
  • 50g fein gemahlene Kürbiskerne
  • Salz

Zubereitung

1. Rostbraten scharf anbraten, heraus nehmen, Zwiebel, Essiggurkerln und Kapern in der Pfanne in Öl gut durchrösten.

2. Das Ganze mit Uhudler ablöschen, etwas einkochen lassen, dann Suppe und Obers beigeben, Salz und Pfeffer, zuletzt die gehackten Kräuter beigeben.

KÜRBISKERNNUDELN

3. Eier in Mehlkrater geben, gut durchkneten (ca. 15 Minuten). Teig in Frischhaltefolie wickeln und kühl rasten lassen. Den Teig in mehrere Stücke teilen und in 4–8 cm lange und ca. 6 cm breite Streifen ausrollen. Daraus 1 cm dicke Streifen schneiden und trocknen lassen.

4. Die Nudeln in reichlich Salzwasser kochen, danach im Oliven- und Kürbiskernöl schwenken. Mit einer Fleischgabel zusammenrollen, am Teller drapieren und geröstete Kürbiskerne darüber streuen.

Wein-Tipp: Was könnte denn besser zum Uhudler Rostbraten passen als ein Glas Uhudler?

Uhudlerland Infos & Buchen

Fotos: Georg Dujmovic, Genuss Burgenland/Weiss