Elisabeth Unger – Gutes aus der Naturbackstube
Elisabeth Unger ist Mutter, Großmutter, Landwirtin, und Brotbäckerin aus Leidenschaft und Überzeugung. Als sie vor gut 13 Jahren von ihrem Gatten Heinrich einen Steinbackofen zum Geburtstag geschenkt bekam, zählte sich zuerst nur ihre Familie und Verwandten zu den Glücklichen, die ihre köstlichen Backwaren genießen durften. Das ist heute, zur Freude ihrer Kunden, nicht mehr so, und ihr Brot findet weit über die Grenzen des Burgenlandes großen Anklang. Inzwischen wird sie, verdientermaßen, mit Preisen und Auszeichnungen für ihre Naturbackstube regelrecht überhäuft, wurde dieses Jahr zu Burgenländerin des Jahres gewählt, und ist bei Veranstaltungen wie etwa der Woman of the Year Award ein erbetener Gast. Die Lorbeeren heftet sich Elisabeth Unger aber nicht alleine an die Schulter, denn mittlerweile ist aus dem Ein-Frau-Betrieb ein richtiges Familienunternehmen entstanden.
Aber wie kam Elisabeth Unger zu all dem? Und warum schmeckt ihr Brot einfach so fantastisch? Um das zu erfahren, habe ich ihr einen Besuch in Wallern abgestattet, und sie einfach selbst gefragt.
Selbstbedienung im Hofladen der Naturbackstube
Beim Durchschreiten des großen, offenen Straßentors, taucht man direkt in den zur Naturbackstube gehörigen kleinen Hofladen ein, wo einem Ende Oktober noch die letzten Paprika und Paradeiser der Saison entgegenleuchten, und Kürbisse in den schönsten Herbsttönen und allen Formen in einem alten Ziehwagen zur Entnahme warten. Hier gilt Selbstbedienung, das Geld wird einfach in das Postkasterl geworfen. Das funktioniert einwandfrei, wie Elisabeth Unger erklärt. Das Straßentor ist täglich von 6:00 bis 22:00 Uhr für Besucher und Gäste geöffnet. Bereits um 6:00 Uhr Früh kommen auch schon die ersten Gäste, die sich noch das letzte Brot vom Vortag schnappen… wenn mal eines übrigbleibt. Aber weiter geht’s Richtung Backstube, wo der Geruch nach frischgebackenem, warmem Brot direkt ins limbische System geht und verführerisch lockt. Und da finde ich auch Elisabeth Unger, mitten in ihrem kleinen Verkaufsraum, zwischen Regalen voll köstlichem Brot und Gebäck.
Brotbäckerin und Burgenländerin des Jahres – Elisabeth Unger – stand uns Rede und Antwort:
Elisabeth, dein Brot ist im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Lobeshymen und Auszeichnungen scheinen kein Ende nehmen zu wollen. Wie machst du das nur, und wie werden eigentlich deine Brot und Backwaren hergestellt?
Zuerst hat alles ganz klein angefangen. In der Familie wurde immer schon Brot gebacken, das war schon bei meiner Mutter so, und als gelernte Konditorin, Bäckerin, Koch und Kellnerin, hat mich das einfach interessiert, und ich hab es einfach gerne gemacht. Zuerst habe ich das Mehl gekauft, bis ich von meinem Mann eine Steinmühle bekam, wo wir dann das eigene Getreide vermahlen haben. Seit einem Jahr gibt es nun eine Hammermühle, und seither gibt es 100 % Vollkorn, ohne Verlust oder Abfälle, wobei auch diese früher verwertet und an die Pferde und Hühner verfüttert wurden. Wir haben eine Landwirtschaft, und das ist alles ein Kreislauf.
Also all deine Backwaren sind somit 100% aus Vollkorn. Du hast ja ein ganz schön buntes Sortiment was ich eben gesehen habe, wir kommst du auf die verschiedenen Sorten?
Angefangen hat es mit dem Erdäpfel-Dinkelbrot, welches ich für meine Mutter gemacht habe weil es leicht verträglich ist. Viele Ideen und Wünsche kamen eigentlich auch von den Kunden, die mir gesagt haben was ihnen gut schmeckt, und was ich ausprobieren könnte. Und wir experimentieren einfach gerne, wie zum Beispiel das Knoblauch-Zwiebelbrot, wo ich mir zum Beispiel vom Sonnenwind aus unserer Ortschaft die fehlenden Zutaten geholt habe. Heuer haben wir zum Beispiel das Paprikadinkelbrot erfunden, wo anstelle von Wasser frischer roter Paprika faschiert wird, und damit der Teig zubereitet wird. Das war gleich der Renner, damit habe ich dann gleich Gold gemacht (lacht).
Und woher nimmst du das restliche Gemüse und die ganzen Zutaten?
Das meiste kommt von uns selbst, wie auch das Getreide und die Eier. Im Sommer sperren wir einen Monat zu und verarbeiten im ganzen August unser Gemüse um es haltbar zu machen. Den Rest holen wir uns von regionalen Produzenten aus dem Seewinkel, aber auch mit den Brotbäckerinnen im Südburgenland arbeite ich zusammen. Das ist ein Austausch der gut funktioniert. Oder ich hol mir auch Steirische Kürbiskerne von Steirerkraft. Ich achte sehr darauf, dass wir regional bleiben.
Wie sieht es mit glutenfreiem Brot aus? Heute leiden ja mittlerweile schon viele Personen an Zöliakie. Gibt es da großen Bedarf?
Ja das habe ich auch, also es sind schon 1/3 meiner Kunden die irgendeine Allergie haben, und da habe ich dann auch das passende Brot welches ich anbieten kann, da habe ich schon ein großes Sortiment mittlerweile, worauf meine Kunden auch vertrauen können. Das wissen die Leute auch zu schätzen – und wir auch.
Ich denke Vertrauen ist überhaupt ein großes Thema.
Man hört raus, dass dir das Vertrauen ein großes Anliegen ist. Vor allem auch die Wertschätzung der Produkte, die du gemeinsam in und mit deiner Familie herstellst.
Ja, das ist für mich sehr wichtig, ich möchte das auch weitergeben. Ich wurde ja jetzt für den Woman of the Year Award in der Kategorie „Familie & Karriere“ nominiert. Und ich denke das kommt nicht von irgendwo her, für mich ist das Zusammenleben mit der Familie und der gemeinsame Betrieb von großer Bedeutung. Wir sind acht Leute, das gibt es so heute nicht mehr oft. Das ist natürlich auch eine Herausforderung, aber sehr schön. Und das macht mich schon auch stolz, da auch eine Art Vorbild zu sein. Bewusstsein und Wertschätzung schaffen, das ist für mich ganz wichtig.
Ein Gefühl bekommen, wo das Brot herkommt
Die alte Steinmühle ist mittlerweile nicht mehr im Einsatz, außer wenn die Schüler der Volksschulen aus der Umgebung die Naturbackstube besuchen. Dann wird hier fleißig gemahlen, gefühlt, gerochen, geschmeckt, und vor allem auch entdeckt. Es ist Elisabeth wichtig, dass die Kinder wieder ein Gefühl bekommen, wo ihr Frühstücksbrot herkommt. Deshalb besucht Sie auch jeden Mittwoch die Volksschule in Wallern, wo sie mit ihrem Fahrrad und einem Anhänger voller gesunder, selbstgeschmierter Jausenbrote die Schüler in der Pause verköstigt.
Danke Elisabeth, für deinen persönlichen Einblick, und dass du dir Zeit für dieses nette Gespräch genommen hast. Ich muss jetzt noch unbedingt in die Backstube und mir ein Nussbrot mitnehmen von dem ich schon so viel gehört habe 🙂
Und übrigens: Wer denkt dass man in der Naturbackstube nur Brot und Gebäck vorfindet, der irrt gewaltig. An der Vitrine mit Schnitten und Torten kann man kaum vorbeigehen, ohne dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Hier ist vor allem auch Ihre Tochter im Einsatz.
Tipp: Am besten vorbestellen und reservieren lassen, denn die sensationellen Süßspeisen sind, wie auch das köstliche Brot, schnell vergriffen!
Die Öffnungszeiten sind:
Dienstag von 15:00 bis 18:00 Uhr & Freitag von 15:00 bis 18:00 Uhr. Es werden sehr gerne Reservierung telefonisch entgegengenommen!
Unger Elisabeth
Pamhagener Straße 35 | 7151 Wallern im Burgenland
www.naturbackstube.com
02174/260 71 | 0650/715 10 66
Tipp: Und wer jetzt vielleicht Lust bekommen hat, sein eigenes Brot zu backen, kann das zum Bespiel bei einem der vielen Kurs in der Genuss Burgenland machen!
Fotos: (c) Daniela Andert