Phytoniq – Wasabi aus der Indoor Farm
In Oberwart beschreitet die Firma Phytoniq ganz neue Wege in der Landwirtschaft. In einer Indoor-Farm lässt sie Wasabi und Salate sprießen.
Normalerweise packe ich Gummistiefel ein, wenn ich die BiobäuerInnen und LandwirtInnen im Burgenland besuche. Beim Besuch im Containerdorf von Phytoniq lief das ganz anders: Überschuhe, Labormantel und Haarmaske sowie gründliches Händewaschen waren die Voraussetzungen, um mir die Indoor Farm ansehen zu dürfen.
Das ist wirklich spannend. Schon das Produkt, Wasabi, das wir meist von Sushi kennen, oder kennen zu glauben. Denn die grüne, scharfe Paste aus dem Asia Lokal hat eigentlich nichts mit der echten Wasabi Pflanze zu tun.
Sie wächst ähnlich einer Seerose, und in der Natur in Flussbetten. Diese werden im Hydroponischen Indoor Farming durch fließendes Wasser nachgeahmt. Dicht an dicht und leuchtend grün stehen also die Pflanzen in Etagen übereinander.
Phytoniq Indoor Farm: wassersparend & pestizidfrei
Da steckt viel Forschung drin. Die Lichtverhältnisse, der Wasserkreislauf und die Zufuhr von Nährstofflösungen sind eine komplexe Angelegenheit. Indoor Farming ist zweifelsohne ein Zukunftsthema, denn durch die optimierten Wachstumsbedingungen können viele Ressourcen sparsamst eingesetzt werden. Beim Wasser kommt man mit etwa 10% – 12% des Verbrauchs aus, da in dem geschlossenen Kreislauf die Verdunstung auf den Feldern wegfällt. Das Wasser wird überdies wieder aufbereitet und mit frischen Nährstoffen versetzt. Die abgeschirmten Gewächshäuser werden durch akribische Hygiene vor Schädlingen und Pilzbefall geschützt, sodass der Einsatz von Pestiziden und Fungiziden überflüssig wird. Und natürlich wird Platz gespart, da man in mehreren Ebenen Pflanzen züchten kann.
Rund 100.000 Pflanzen gedeihen in der Indoor Farm von Phytoniq. Petra -Eva Grüneis sieht diese Form des Anbaus als Ergänzung zur konventionellen Landwirtschaft, die vor allem im urbanen Raum eine größere Rolle spielen könnte. Lange Transportwege könnten so vermieden und auch Importe in der kalten Jahreszeit könnten mit Indoor Farming verringert werden. Schließlich kann man Salat und Wasabi hier 365 Tage im Jahr in gleichbleibender Qualität produzieren. Auch drohenden Trockenheitsphasen, die schon im Hitzesommer 2022 so manchen Salat am Feld verdorren ließ, kann man so entgegenwirken.
Vision für die Ernährung der Zukunft
Der Wasabi gedeiht ganz prächtig in der Indoor Farm. Die exotische Pflanze wurde von den Inhabern Martin Parapatits und Eszter Simon ausgewählt, da man sie zur Gänze verwerten kann: Rhizom, Stängel und Blätter. Eine nachhaltige Sache, da man keine Abfälle produziert. Derzeit werden 30 – 40 % des Energiebedarfs durch eine eigene Photovoltaikanlage bereitgestellt, sparsame LEDs simulieren das Tageslicht. Am Parkplatz werden die Firmenautos an der Stromtankstelle aufgeladen. Die Auslieferung erfolgt Co2-neutral. Eine eigene Forschungsabteilung sorgt für die Weiterentwicklung des nachhaltigen Konzeptes.
„Der Klimawandel und der steigende Wasserbedarf stellen die konventionelle Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Die steigende Weltbevölkerung benötigt mehr landwirtschaftliche und kontaminationsfreie Flächen, um die Ernährung sicherzustellen. Unsere Vision ist die Welternährung durch den Einsatz von Indoor Farming sicherzustellen.“ Martin Parapatits & Eszter Simon
Wasabipaste: grüner & grasiger
Die Blätter und Stängel werden gefriergetrocknet und zu einem Pulver vermahlen. Dies lässt sich dann mit Wasser wieder zu einer cremigen Paste verrühren. Dass diese anders als im Sushi Lokal schmeckt, war zu erwarten. Denn dort wird eine Wasabi Paste aus Kren und Farbstoffen serviert. Echter Wasabi schmeckt weniger scharf, dafür grüner und grasiger. Die edelste Form des Wasabis wird in japanischen Restaurants serviert, wo das Rhizom, das mehr Schärfe enthält, auf einer Haifischhaut in kreisenden Bewegungen mit sanftem Druck vermahlen wird.
Doch die Wasabi Pflanze kann man auch frisch in der Küche verwenden, und zwar am besten wie alle anderen grünen Gewürzkräuter wie z. B. Basilikum. Am besten frisch über ein Gericht gestreut oder ganz am Ende untergerührt, um das grüne, leicht scharfe Aroma zu erhalten. Über 35 Grad verliert das Aroma deutlich an Intensität. Da die Aromen luftflüchtig sind, bewahrt man Wasabi Blätter in einer Kunststoffhülle im Kühlschrank auf. Nicht nur in der asiatischen Küche schmeckt sie gut, aber auch zu ganz einfachen Erdäpfeln passt sie wunderbar. Neben dem Wasabi Pulver wird die exotische Pflanze auch noch zu einem Wasabi-Gin veredelt.
Salate aus der Indoor-Farm
Auch drei verschiedene Sorten Blattsalate gedeihen bei Phytoniq in Reih und Glied. Verlauft werden sie in kleinen Pflanzkörbchen samt der Wurzel. Das hat den Vorteil, dass man sie in einer flachen Wasserschale einige Tage frisch halten kann. Außerdem muss der Salat nur kurz abgebraust werden, da sich weder Erdkrümel noch Schnecken zwischen den Blättern verstecken. Und Abfall durch die äußeren Blätter wird ebenso vermieden.
Erhältlich ist Wasabi im online-Shop, auf gurkerl.at, auf Messen und bei div. Pop-Ups. Ein Phytoniq-Hofladen in Oberwart ist gerade in Arbeit.